Führung in Zeiten von Corona: mein Beitrag in der Zeitschrift changement

05.05.2020Claudia Salowski

Als Jan C. Weilbacher, der Chefredakteur der Zeitschrift changement, in den ersten Wochen der Corona-Krise um Kommentare und Ideen bat, kam das in einer Zeit, in der ich aus vielen verschiedenen Ecken massive Sorgen hörte und las. Sorgen von Mitarbeitenden in Unternehmen unterschiedlicher Größe, wie es mit ihren Jobs, mit Kurzarbeit, mit der Zukunft des Unternehmens, in dem sie angestellt sind, wohl weiterginge. Sorge aber auch von Führungskräften unterschiedlicher Ebenen, die sich abgeschnitten fühlten von ihren Teams; die Sorge hatten, dass sie nicht nah genug dran waren, um sich gut um die Menschen zu kümmern; die von einem Online-Meeting zum nächsten hetzten und manchmal nicht einmal zwischendurch Zeit fanden, aufs Klo zu gehen oder etwas zu essen.

Mein Beitrag in der changement beschäftigt sich daher mit der Interaktion unter erschwerten Bedingungen. Auch in „normaler“, gewohnter Situation, in der wir uns mehr oder weniger regelmäßig face-to-face sehen, in der wir die Gelegenheit haben, synchron Zeit im physischen Raum zu verbringen, hat es sich meiner Erfahrung nach als ausgesprochen hilfreich erwiesen, immer dann, wenn es schwierig wird, in den Modus der „Interaktion unter Anwesenden“ zu gehen, wie der Soziologe André Kieserling das nennt. Es macht einen deutlichen Unterschied, ob ich schriftlich, telefonisch oder physisch anwesend in die Kommunikation gehe. In meinem Beitrag in der changement schreibe ich: “ In der Corona­-Krise ist dies nicht oder nur sehr eingeschränkt, weil eben virtuell möglich. Umso wichtiger wird deshalb, den Fokus bewusst stärker auf die Frage zu legen, wie Interaktion gestaltet wird.“

Was ich damit meine, ist: In dieser herausfordernden Zeit sollten wir uns sehr bewusst überlegen, wie wir miteinander in Interaktion gehen. Wie wir sicherstellen, dass unser Gegenüber das Gefühl hat, wir hören zu und interessieren uns. Ein Beispiel: Wenn die Videokamera in einem Online-Meeting ausgeschaltet ist, ist das wie Telefonieren. Ich kann nur ahnen, ob mein Gegenüber mir noch zuhört oder parallel Emails beantwortet. Und selbst wenn die Kamera eingeschaltet ist, sieht man meist nur den Kopf der Person. Damit gehen uns in der Kommunikation wichtige körpersprachliche Informationen verloren. Signale können noch schwerer gedeutet werden, als dies ohnehin schon der Fall ist. Mir geht es beispielsweise in Online-Meetings häufig so, dass meine Augen vom ständigen Starren auf den Bildschirm extrem ermüden. Deshalb schaue ich immer mal wieder hoch, über den Bildschirmrand hinaus durch die Balkontür nach draußen. Wenn das mein Gegenüber nicht weiß, kann schnell der Eindruck entstehen, ich sei desinteressiert. Es kann also sehr hilfreich sein, dass ich – deutlich mehr als unter normalen Umständen – darüber rede, was ich wie und warum mache. Im Coaching nenne ich das „Regieanweisungen“: Ich mache kenntlich, was gerade passiert, damit nachvollziehbar ist, dass es eine bewusste Entscheidung von mir ist, das jetzt so und nicht anders zu machen. In solche Regieanweisungen kann ich auch gut einbinden, gemeinsam mit meinem Gegenüber zu entscheiden, was jetzt für uns beide hilfreich und zielführend wäre. Ich kann Vorschläge machen, ich kann aber auch eine Beobachtung oder ein Problem, das ich wahrnehme, auf diese Weise explizit machen, indem ich es in die Kommunikation bringe und frage, wie wir nun damit umgehen wollen.

Hier kann das Inhaltsverzeichnis der changement-Ausgabe eingesehen werden. Bei wem das Interesse weckt, sich die Zeitschrift mit einer kostenlosen Ausgabe des aktuellen Hefts einmal anzuschauen, der kann sich bis zum 17. Mai 2020 ein Gratispaket sichern, das auch einen Zugang zum Online-Portal beinhaltet. Daran schließt sich, sofern nicht widerrufen wird, ein Jahresabonnement an, darauf weist der Verlag im Bestellprozess nochmals hin. Wer sich für diesen kostenlosen Zugang interessiert, kann sich gerne bei mir melden, ich gebe den Link dann sehr gerne weiter.

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