„Kaffee, Donut, Viertelstunde“ zum Lesen: Folge 002 mit Antje Eichhorn, der Erfinderin von „Workshop in a box“

10.11.2020Claudia Salowski

Heute gibt es Folge 002 mit Antje Eichhorn zum Lesen. Sie ist Inhaberin der produktfarm und hat ein richtig cooles Digitalprodukt entwickelt: den „Workshop in a box“, mit dem Gründer:innen und Unternehmer:innen ein Problem lösen können, das alle haben: Wie finde ich einen aussagekräftigen Namen? Wie das funktioniert und wie Antje es schafft, Workshops zu moderieren, liest du hier!

Claudia: Hallo Antje!

Antje: Hallo Claudia!

Claudia: Schön, dass wir sprechen heute miteinander im Podcast. Und meine erste Frage ist ja immer: Wo und wie trinkst du am liebsten deinen Kaffee? Lass uns damit doch mal starten.

Antje: Gerne! Also unbedingt mit ganz viel Milch, und dann ist die Frage für mich eigentlich nicht, wo und wie, sondern: wo und wann! Also ich habe gelernt, dass ich Kaffee nur trinken soll in der Zeit von 11:00 bis 13:00 Uhr, und ich versuche mich daran zu halten.

Claudia: OK, und das liegt daran, dass du ansonsten nicht gut schlafen kannst oder…?

Antje: Ja, tatsächlich vielleicht ein bisschen. Also es ist so, dass ich als kreativer Mensch so ein ganz notorischer Nachtmensch eigentlich auch bin, und immer… Je später es wird, desto produktiver werde ich, desto mehr Ideen habe ich und kann das ganz unbedingt nicht ins Bett gehen (lacht). Und versuche immer so ein bisschen, mich selber zu erziehen, vor allem seitdem ich selbstständig bin. Und ich habe ein Buch gelesen, das heißt: „The Power of When“. Auf Deutsch heißt das: „Gutes Timing ist alles“. Und der sagt, es gibt verschiedene Typen, die kann man dann analysieren oder sich zuordnen, welcher man ist. Und dann gibt er sehr, sehr konkrete Vorschläge, wie du deinen Tagesablauf gestalten sollst. Und Kaffeetrinken zwischen 11:00 und 13:00 Uhr war eine sehr wesentliche Sache für mich, die tatsächlich dazu führt, dass ich abends ins Bett komme.

Claudia: Cool! Na dann habe ich das heute ja instinktiv richtig gemacht. Ich trinke normalerweise auch nicht so arg viel Kaffee, aber genieße den ganz gerne. Und ich habe meinen ersten heute tatsächlich deutlich nach 11:00 Uhr, aber vor 13:00 Uhr getrunken, und dann ist jetzt mal heute Feierabend, würde ich sagen!

Antje: Naja, das kommt ja darauf an, was du für ein Zeit-Typ sozusagen wärst. Also Chronotypes nennt er das. Und da formuliert er vier verschiedene. Und dann unterscheidet sich das auch für jeden, die Empfehlungen: wann Kaffee, wann aufstehen, wann schlafen. Und das ist verrückt, weil ich seitdem zu so einer Aufstehuhrzeit auch gefunden habe, die hätte ich nie für mich alleine ausgewählt (lacht).

Claudia: Na das klingt ja superspannend, das muss ich mir, glaube ich, dann auch mal anschauen, das Buch. Sehr interessant! Kannst mir den Link ja noch schicken, dann packe ich das direkt auch in die Shownotes rein.

Antje: Mache ich gerne.

Claudia: Und wir sind ja ins Gespräch gekommen unter anderem zu dem richtig coolen digitalen Produkt, das du entwickelt hast: Workshop in a box. Hast du das dann auch nachts entwickelt?

Antje: Zu einem großen Teil bestimmt (lacht). Also, ja bestimmt. Nicht nur, dafür habe ich zu lange auch dran gearbeitet, das ging nicht nur nachts, aber ich glaube, diese Inspirationsschübe, die sind bei mir schon deutlich später am Tag dann.

Claudia: Ja. Ich fand ja und finde ja nach wie vor deswegen diese Idee so spannend, weil „Workshop in a box“ sich ja mit einem Problem beschäftigt, das tatsächlich eigentlich jede und jeder hat, der gründet, die gründet. Und aber auch später, wenn es irgendwie drum geht, dass man ein neues Produkt entwickelt oder irgendeine Art von Konzept, weil: Irgendwie braucht ja so jedes Ding seinen Namen. Spätestens, wenn ich nach draußen gehe, sonst wird es eben nicht marktrelevant, wie du das nennst. Und ich fühlte mich, als wir darüber gesprochen haben, erinnert an eine Zeit 2018. Ich bin ja so ihm zehnten Jahr meiner Selbstständigkeit und habe aber 2018 den Firmennamen noch mal gewechselt. Und habe echt, ich weiß nicht wie viele Zugfahrten lang Listen geschrieben, ich habe Freundinnen und Freunde gefragt, was denen einfällt, und ich fand das unglaublich schwierig, zu so einem Namen zu kommen. Erzähl doch mal, wie du das mit „Workshop in a box“ machst.

Antje: Gerne. Also, vielleicht kann ich als Erstes mal sagen, dass ich darauf gekommen bin, als ich selber gegründet habe. Also ich arbeite ja als Strategieberaterin auf Produktentwicklung und Markenthemen, und deswegen war mir selber das ganz klar, dass der Name wichtig ist, und ich habe lange damit Zeit verbracht, sozusagen den perfekten Namen zu finden. Und als ich ihn dann hatte, habe ich festgestellt: Die Marke ist angemeldet, und ich kann ihn nicht benutzen (lacht).

Claudia: Das ist Murphys Gesetz, oder?

Antje: Ja, schon, und dann stand ich quasi selber vor dem Problem, in sehr kurzer Zeit einen adäquaten neuen Namen zu finden und musste quasi meine eigenen Künste, die ich normalerweise in Workshops für andere Leute einsetze, jetzt auf mich selber anwenden. Und habe so dann halt sehr kurz meinen neuen Namen – was heißt neuer Name, der alte Name war ja gar nicht möglich; aber den Namen „produktfarm“ gefunden und bin damit total glücklich und habe es nie bereut und habe immer gute Rückmeldungen auch bekommen. Und ich habe dann bei anderen Gründern in der Zeit halt erlebt, dass dieses ganze Thema Namensfindung sehr vernachlässigt wird, so dass die alle… Also entweder sie machen es so wie ich und beschäftigen sich ewig und drei Tage damit und kommen nicht vielleicht richtig zum Punkt, oder aber im Gegenteil, sie verfolgen halt ganz brav diesen Business-Plan-Anwendungen, aber da kommt das Thema Name überhaupt gar nicht drin vor. Und dann stehen sie fünf vor zwölf vor der Kirche und müssen halt sich ganz schnell überlegen, wie sie heißen. Und so ist das eigentlich geboren worden. Plus ich wollte natürlich auch gerne ein eigenes Produkt haben.

Claudia: Jetzt wird mir auch klar, woher möglicherweise die ganzen falsch apostrophierten Namen kommen bei so unterschiedlichsten Läden, die man manchmal sieht, kommen. Und ich kriege immer als olle Germanistin die Krise, wenn (lacht)…, wenn dann da so ein Apostroph steht, das da eigentlich nicht hingehört. Die waren vielleicht auch kurz vor zwölf vor der Kirche und haben gedacht: „Verdammt, wie nenne ich das Ding jetzt?!“

Antje: Ja, also ich pflege so eine Sammlung: Friseurnamen. Also ich glaube, da bin ich auch nicht alleine. Aber das sind gute Beispiele, weil man daran auch was zeigen kann, nämlich dass der Name für ein Unternehmen oder für einen Gründer auch wirklich eine Bedeutung hat. Das ist aber auch schon fast der erste Fehler, den man machen kann, man sollte nicht für sich selber, nicht nur für sich selber suchen. Sondern wenn man es gut macht, dann kann man den auch für sich arbeiten lassen und damit Kunden aufmerksam machen.

Claudia: Ja, so frei auch nach dem Motto: Der Köder soll ja dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

Antje: Genau, ja.

Claudia: Ne, also davon, dass ich den Namen total cool finde und supergut verstehe, was damit gemeint ist… Und das war bei mir tatsächlich auch so ein bisschen der Grund, warum ich von meinem alten Namen, der so eine Abkürzungskonstruktion aus meinem Nachnamen war, weg wollte, weil das irgendwie keiner auf die Kette gekriegt hat, was ich damit will und was das heißen soll.

Antje: Ja, das ist aber auch ganz typisch, das ist auch so was Gelerntes, dass man irgendwie denkt, in so Akronymen – ist das ja, so ein zusammengesetzter Name aus Buchstaben – dass man da viel Inhalt unterkriegt, aber das versteht kein Mensch da draußen.

Claudia: Ja. Und es gibt eine zweite Sache in diesem Workshop-in-a-box-Konzept, die ich total spannend finde, gerade deswegen auch, weil ich ja selbst als Moderatorin, Workshop-Moderatorin, als Trainerin und als Beraterin unterwegs bin, denn was du in diesem Produkt machst, ist tatsächlich eine Online-Moderation, ohne live dabei zu sein. Erzähl doch mal ein bisschen was über das Produkt.

Antje: Sehr gern. Also es fängt damit an, dass man erst mal sich klar werden muss: Was für einen Namen suche ich überhaupt. Das ist der Strategieteil, der wird angeleitet, und damit kann jeder das Konzept dieses Workshops auf sich selber und seine Situation individualisiert anpassen. Und dann wird auch noch erklärt, wie man einen Workshop vorbereitet, worauf man achten muss, es gibt Material zum Ausdrucken. Ich sage, welche Teilnehmer klug sind dazu zu bitten. Das sind nicht unbedingt die, die man natürlicherweise fragen würde. Einen guten Raum finden, alles das. Und dann gibt es einen ganzen Tag, an dem dieser Workshop digital vom Band läuft sozusagen. Aber die Teilnehmer sitzen gemeinsam in einem Raum und erarbeiten diese verschiedenen Namensideen. Und das ist so aufgebaut, dass es am Anfang im Prinzip eigentlich nur einen Knopfdruck braucht, und dann erscheine ich in einem Video (lacht) und mache die Einführung, mache eigentlich Schritt für Schritt alles das, was ich auch in einem normalen Workshop machen würde. Und jetzt beim Thema Namensfindung ist es so, dass man das wirklich gut machen kann mit der automatisierten Moderation, weil es im Prinzip funktioniert wie ein Filter. Also wir engen die Ideenfindung Schritt für Schritt ein, und dadurch geht das, dass das automatisiert vom Band läuft und funktioniert. Genau. Und wenn man sich dann… Ich habe natürlich dadurch, dass ich nicht live dabei bin, keine Handhabe darauf, dass die Teilnehmer sich wirklich an die Zeiten halten, aber es läuft auch immer ein Timer mit. Also wenn eine Kreativmethode angesagt ist, dann wird der Timer gestartet, und dann läuft der genau die Zeit und wird auch in der Zeit visualisiert, die man dann zum Arbeiten hat, sodass das also so engmaschig eigentlich über Video betreut ist, dass da keine Fehler auftauchen.

Claudia: Cool. Ja, ich kenne aus eigener Erfahrung dieses: Was macht man eigentlich mit dem Timer, und stellt man denn noch mal weiter und noch mal weiter. Aber das kann ja auch so ein Lerneffekt zwischendurch für die Teilnehmenden im Workshop sein. Und ich glaube, eine ganz wichtige Regel in der Moderation ist ja ohnehin: trust the process. Weil die Person, die sich das Konzept überlegt hat, die hat sich ja nicht ohne Grund das so überlegt, die hat sich ja was dabei gedacht.

Antje: Ja, das stimmt. Ich glaube, es ist die einzige Gefahr, die man wirklich dabei hat, dass man den Timer vielleicht ignoriert und dann signifikant sich mehr Zeit dann an einer Stelle nimmt, und dann bleibt am Ende halt der Atem weg. Und ich glaube, da muss man, also wie du sagst: Trust the process, aber in dem Moment vielleicht auch dem Workshopkonzept. Das ist ja extra so gemacht, dass es halt ideenanregend ist an der einen Stelle und dann an der nächsten Stelle auf etwas ganz konkretes dann Bezug nimmt. Die Zeiten sind nicht ohne Grund so, sondern das ist wirklich immer so gewählt, dass es manchmal künstlich Stress vielleicht auch erzeugt, einfach damit das Gehirn auch abfeuert. Also dass das einfach liefert auch an Ideen. Und dann geht es halt über den Tag weg, über diese acht Stunden, wird es immer konkreter, bis man am Ende mit zehn Ideen überbleibt, die man sich ausgewählt hat.

Claudia: Super. Und ich habe auf der Homepage gesehen, also ich hab so ein bisschen gespinxt natürlich vorher…

Antje: Sehr gut.

Claudia: Also ich habe auf der Homepage gesehen, dass es teilweise auch Anwender gab, Anwenderinnen gab, die während des Workshops weit über hundert Ideen produziert haben und nachher dann wieder so ein bisschen runtergedampft haben auf die Prioritätenliste. Das klingt ja, als sei das sehr produktiv auch. Also nicht nur kreativ, sondern auch produktiv.

Antje: Das ist es, das ist es. Also tatsächlich kann man es logisch auch, oder ich kann es ein bisschen logisch ausrechnen. Also ich weiß, dass sechzig Ideen dabei rauskommen, die verspreche ich auch, aber die braucht man halt nicht alle. Aber man braucht auch mehr als eine am Ende übrig, weil so wie es mir auch damals widerfahren ist, gerade wenn wir jetzt über Gründung sprechen, zählt aber für einen Produktnamen genauso, man muss sich ja eine Varianz erhalten an Ideen, damit man dann noch Spielraum hat für den Fall, dass jetzt doch eine Marke schon angemeldet ist, oder was ich in der Nachbereitung dann auch mit anbiete, ist halt ein Kundenforschungstext, dass man sich dann so ein Stimmungsbild von seinen potenziellen Kunden einholt, um zu gucken, ob das, was man sich selber verspricht von dem Namen, beim Kunden dann auch ankommt.

Claudia: Das erinnert mich gerade daran, dass so eine wichtige Regel, wenn es ums Schreiben geht -ich schreibe ja auch – ist: kill your darlings. Was manchmal echt schwierig ist, denn dann hast du irgendeinen Absatz geschrieben, oder du hast eine bestimmte Idee für eine Handlung, oder wenn du im Fachbuch-/Sachbuchbereich etwas schreibst und das ist total wichtig als Argument; und die Empfehlung ist tatsächlich, sich davon zu trennen, weil das genau, wie wir am Anfang schon gesagt haben, im Zweifelsfall für dich total klar und ersichtlich ist, aber für die Leserschaft nicht. Und die ist ja letztendlich relevant an der Stelle. Das kann ich mir gut vorstellen, dass das bei den Namensideen auch so ist, dass man als Team vielleicht auch, gerade weil das so ein kreativer Prozess ist, an irgendetwas besonders hängt und das aber dann nicht funktioniert. Das ist wahrscheinlich auch emotional nicht so leicht, oder?

Antje: Ja, bestimmt. Und dafür macht man’s aber auch. Also ich meine, was ich oft sage, oder habe ich vielleicht auch eben schon gesagt: Wenn man’s richtig macht, kann man den Namen halt auch für sich arbeiten lassen. Und wir reden ja hier im Prinzip über Wirtschaft, ein Name, ein Markenname hat eine Funktion, der soll was für einen tun. Es ist ganz wichtig, sich da einen Spiegel zu holen. Und der kann trotzdem immer noch emotional etwas für einen bedeuten. Ich kann das eigentlich immer nur an meinem eigenen Beispiel erzählen, ich war damals überhaupt gar nicht amüsiert, dass ich den Namen wechseln musste, und habe tatsächlich noch versucht, auch mit einem Anwalt zu klären, ob ich da nicht Chancen habe, das irgendwie doch noch zu meinem Namen zu machen, musste dann aber einfach einsehen, dass das nicht drin ist. Markenschutz ist Markenschutz, und ich bin sehr unmotiviert auch an die neue Namenssuche gegangen.

Claudia: Weil das geschmerzt hat, dass du den nicht nehmen konntest.

Antje: Ja, man ist dann so gefangen auch noch von dieser alten Idee, wo man dachte, dass die alles abdeckt, was man da rein haben wollte, und das war gar nicht so einfach. Insofern kann ich das gut nachvollziehen. Und das wichtige, glaube ich, der wichtige Rat wäre: einfach weitergehen. In den Schmerz atmen und weitermachen (lacht).

Claudia: Ja. Genau, auch wenn’s weh tut, sich den Schmerz kurz mal bewusst machen und wissen, den braucht es manchmal vielleicht auch, damit es dann danach auch besser werden kann. Die verrinnt ohne Ende, Antje. Ich komme zu meiner letzten Frage, und die letzte Frage im Podcast ist immer: Mit wem, lebendig oder nicht mehr lebendig, würdest du denn gerne mal einen Kaffee trinken und über Gott und die Welt quatschen?

Antje: Au weia, jetzt erwischst du mich kalt. Ich habe aber diese Frage schon mal gestellt gekriegt, und da habe ich Elon Musk geantwortet, das wäre auch, glaube ich, immer noch so. Ich verfolge das auch mit großer Spannung, dass er sich ja nun in Brandenburg auch niederlassen wird. Das wäre eine Person, die finde ich wirklich ungemein faszinierend, auch wie er sich behauptet und durchsetzt gegen alles, was ihm so entgegenschlägt.

Claudia: Und dann habt ihr ja mit potenzieller räumlicher Nähe noch mal eine deutlich höhere Chance, euch vielleicht…

Antje: Dass das tatsächlich mal passiert, ja.

Claudia: Sehr cool. Wunderbar, superspannend, Antje, ich stelle den Link zu deiner Website und zu „Workshop in a box“ auf der Website in die Shownotes und kann tatsächlich die Idee dahinter nur empfehlen, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gesagt, wie wichtig das ist, diesen Prozess strukturiert durchzugehen, weil sonst landet man irgendwo, wo man vielleicht dachte hinzukommen, aber wo es nicht unbedingt hilfreich ist, wenn es darum geht, ja auch nach draußen auf den Markt zu gehen. War ein supertolles Gespräch, hat mich sehr gefreut, vielen Dank!

Antje: Vielen Dank auch!