„Kaffee, Donut, Viertelstunde“ zum Lesen: Folge 008 mit Hashimoto-Mentor Peter Gehlmann

16.03.2021Claudia Salowski

Mit Hashimoto-Mentor Peter Gehlmann habe ich darüber gesprochen, was Hashimoto überhaupt ist (kannte ich bis dahin noch nicht), anhand welcher Symptome sich diese Erkrankung äußern kann und was er als Mentor in der Begleitung seiner Patientinnen und Patienten tut.

Claudia: Ja, hallo Peter. Peter Gehlmann ist heute mein Gast, seines Zeichens Hashimoto-Mentor. Und die erste Frage in meinem Podcast „Kaffee, Donut, Viertelstunde“ lautet ja immer: Wo und wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten? Und ich ergänze noch, weil es ja durchaus sein kann, dass Kaffee in der Verbindung mit Hashimoto keine gute Idee ist. Ich weiß das gar nicht so genau. Vielleicht ist es auch ein anderes Getränk. Also wohl: Wie trinkst du am liebsten Heißgetränke?

Peter: Also ich bin in der Tat ein Kaffeetrinker, ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Hallo liebe Claudia, danke, dass ich hier jetzt dabei sein kann. Um deine Frage zu beantworten, die möchte ich dir gern aufteilen. Unter der Woche trinke ich meinen Kaffee schwarz und in meinem Büro den ersten, und am Wochenende am liebsten die erste Tasse mit meiner Frau zusammen im Bett.

Claudia: Ach super. Und dann habt ihr eine Kaffeemaschine direkt am Bett stehen oder wie?

Peter: Nein, leider nicht. Einer von uns muss dann aufstehen, um den Kaffee zu kochen, und der zweite holt ihn dann.

Claudia: Okay. Ich fragte es deswegen, weil das tatsächlich so ein Running Gag mit meinem Lebensgefährten ist. Ich hab eine Katze, mittlerweile in die Jahre gekommen, 16 Jahre alt, und manchmal liegt er dann am Wochenende morgens im Bett, und er kann tatsächlich ohne Kaffee nicht wirklich gut aufstehen, und dann kommt so ein Ruf aus dem Schlafzimmer, dass die Katze schon mal die Kaffeemaschine anmachen soll. Deswegen war das jetzt eine Steilvorlage. Ja, ich hab gesagt, du bist Hashimoto Mentor. Erzähl mal, was ist das überhaupt? Worum geht’s da?

Peter: Also in meiner Arbeit als Hashimoto-Mentor unterstütze ich Menschen, begleite Menschen wieder zu mehr Lebensfreude, zu mehr Energie. Und zwar Menschen, die an der Autoimmunkrankheit Hashimoto leiden. Das ist eine Entzündung der Schilddrüse, die hier als Autoimmunkrankheit quasi so weit fortgeschritten ist, dass sie laut der Schulmedizin nicht mehr heilbar ist, uns also quasi den Rest unseres Lebens begleitet.

Claudia: Und welche Auswirkungen hat es? Also woran merke ich, wie komme ich auf die Idee, dass ich an dieser Stelle mir vielleicht mal eine Diagnose geben lassen sollte und mich untersuchen lassen sollte?

Peter: Das ist gar nicht so einfach, weil sich das durch vielfältige Symptome darstellt, die auch noch kombiniert auftreten können. Oftmals ist es so, dass es mit einer, bei mir war es z.B. so, dass es mit depressiven Episoden angefangen hat. Das war zumindest die erste Diagnose, die der Arzt mir gegeben hat. Nachdem ich dann meine Antidepressiva bekommen hab, dachte ich für mich: Hey, super, hast die Diagnose, alles ist gut, jetzt wird alles besser. Selbst die Depression ist ja in der Gesellschaft bei uns noch nicht so richtig angekommen als ernstzunehmende Krankheit. Leider. Hashimoto ist es auch noch nicht so wirklich, weil zu den depressiven Episoden nun auch noch Gewichtsschwankungen dazukommen können. Und spätestens da schalten die ersten Leute aus und sagen: Ja komm. Ausrede. Gewichtschwankungen, obwohl man sich nicht anders ernährt als vorher. Also du isst ganz normal, so wie du die letzten Jahre immer gegessen hast, und du hast es trotzdem nicht mehr in der Hand, dein Gewicht so unter Kontrolle zu kriegen, weil einfach deine Kilos auf einmal nach oben wandern, und es wird immer mehr, und du kannst dir einfach nicht erklären, woran es liegen kann.

Claudia: Okay, das heißt Gewichtszunahme, unerklärlich. Auch Gewichtsabnahme, also kann es auch in die andere Richtung gehen?

Peter: Bei einer Gewichtsabnahme ist es das Gegenteil von Hashimoto. Also Hashimoto entsteht aus einer Schilddrüsenunterfunktion. Und hier kann es dann eher so zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Das wäre dann das Morbus Basedow. Und das wäre dann quasi in dem Moment, der Stoffwechsel ist angeregter, ist höher, ist schneller als bei der Schilddrüsenunterfunktion, wo halt unter anderem auch der Stoffwechsel eher runtergefahren ist.

Claudia: Okay, das heißt also depressive Schübe, eine unerklärliche Gewichtszunahme. Was sind noch so Warnsignale oder Symptome?

Peter: Ich hab’s mal rausgeschrieben. Das waren vier oder fünf DIN-A4-Seiten. Das kann dann weitergehen mit schlechter Haut, mit Haarausfall. Man kann schlecht sehen, man kann schlecht riechen. Man schwitzt unheimlich viel. Herzprobleme, Darmprobleme, Insulinresistenz, die hier mit reinspielen kann. Also es gibt unheimlich viele Sachen, die da mit reinkommen, Schmerzen, sogenannte Schübe. Man merkt dann, dass man und unheimlich dolle Halsschmerzen hat. All das kann dann auch noch in Kombination auftreten, sodass es eigentlich für den Hausarzt nicht immer gleich sofort ersichtlich ist, anhand von der Beschreibung, wie es dem Patienten geht. Zu sagen: Oh ja, sie haben Hashimoto, also hier bedarf es dann beim Arzt auch eigentlich einer Blutuntersuchung, und wenn das nicht ausreicht, dann vielleicht auch nochmal einem Ultraschall, einer Ultraschalluntersuchung, um dann wirklich ja alles ausschließen zu können.

Claudia: Ja, ich kann mir vorstellen, wenn dann ja ohnehin in der Symptomatik schon depressive Schübe mit dabei sind, dann macht einen ja so eine na ja, schon lange, ich sag mal Leidensgeschichte, bis dann irgendwann mal eine Diagnose gestellt wird, die macht eigentlich nochmal extra mürbe. Wie geht’s denn so Patientinnen und Patienten? Bis sie dann irgendwann mal bei dir angekommen sind. Also in welchem Zustand siehst du die denn dann?

Peter: Die Antwort ist nicht wirklich leicht, weil es gibt zwei, ich sag mal, zwei Arten von Patienten, die zu mir kommen. Entweder haben sie die Krankheit gerade diagnostiziert bekommen und sind eigentlich recht entsetzt, was alles noch auf sie zukommen kann, sind dennoch aber der Meinung, sie kriegen das hin. Sie ernähren sich ja gesund, und alles wird gut. Dann gibt’s die Patienten, die mal genauso gedacht haben. Nur durch die jahrelange Behandlung durch die Schulmedizin, durch die alleinige Behandlung durch die Schulmedizin und das fehlende über den Tellerrand Schauen der Ärzte hat hier halt der zweite Baustein, die Ernährung, und der dritte Baustein, das Stressmanagement nicht stattgefunden. Sie haben sich also komplett auf die Schulmedizin verlassen und fühlen sich aber in vielen Momenten auch von den Ärzten nicht richtig abgeholt und auch nicht richtig ernst genommen. Das ist dann so… Ich bin auch schon von meinem Arzt so angesprochen worden: Wenn Sie Probleme mit dem Gewicht haben, dann essen Sie doch einfach mal ein bisschen weniger.

Claudia: Okay, was dann ja wenig hilfreich ist, wenn es damit gar nichts zu tun hat.

Peter: Genau so ist es. Oder hatten Sie zu viel Stress? Kann ich in meinem Fall nur sagen: Als Vater von acht Kindern, wann hat man da mal keinen Stress?

Claudia: Das ist aber hoffentlich positiver Stress.

Peter: Ja, natürlich. Aber das sind so Floskeln. Da möchte man gerne das Phrasenschwein wieder aufstellen und sagen: Gut, Herr Doktor, hier können Sie schon mal 5 Euro reinschmeißen. Und das hilft einem nicht weiter. Vor allen Dingen, wenn man dann auch nicht ernst genommen wird von der ärztlichen Seite. Wenn man dann vielleicht auch vom familiären Umfeld oder vom beruflichen Umfeld nicht ernstgenommen wird, weil diese Krankheit ja nicht so richtig greifbar ist. Wenn man sich vorstellt, man hat einen Gipsarm, dann sieht das jeder: Oh mein Gott, der Arm gebrochen. Was hast du getan? Was ist passiert? Wie lange wird es dauern? Aber die, Schmerzen, die man innerlich verspürt, vielleicht auf der Seele, die einen so umtreiben oder körperlich, weil man eben sieht: Ich achte auf meine Ernährung, aber ich nehme trotzdem zu. Ich habe keine Energie. Der Wecker klingelt. Ich komme morgens überhaupt nicht aus dem Bett. Das sind so Sachen, die nicht so gut greifbar sind. Und da braucht man einfach mehr Unterstützung, auch von seinem kompletten Umfeld, finde ich.

Claudia: Und das ist ja auch das Schwierige beim Thema Depression, mit dem ich so ein bisschen Berührungspunkte habe tatsächlich. Du kannst ja dich von außen unglaublich schwer in eine depressive Person einfühlen. Man hat ja manchmal so das Gefühl, man muss mit dem Verstand erklären, dass das Leben doch total schön ist und warum man denn so miesepetrig auf die Welt guckt und so. Und das ist ja keine Verstandesentscheidung. Du entscheidest dich ja nicht, depressiv zu sein, sondern es ist was, was du ja selbst nicht kontrollieren kannst. Und jetzt bist du ja sozusagen im medizinischen Sinne kein Therapeut. Du nennst dich Mentor, hast aber trotzdem mir vorher erzählt, dir ist besonders wichtig, mit Ärztinnen und Ärzten Hand in Hand zu arbeiten. Was genau ist denn deine Rolle bei der, ich sage mal, Begleitung von Patientinnen und Patienten mit Hashimoto?

Peter: Das mit der Begleitung, das hast du super gesagt. Ich sehe mich hier tatsächlich als Begleiter. Deswegen auch der Name Hashimoto-Mentor, weil ich meine Kunden einfach ein Stück weit begleiten möchte und sie an die Hand nehmen möchte, um die Ergänzung zur Schulmedizin zu bieten, quasi mit der Schulmedizin Hand in Hand zu gehen. Die Einstellung der Hormone, die Einstellung durch Medikamente findet hier vonseiten der Schulmedizin statt. Ich sehe mich dann in meiner Stelle als derjenige, der hiermit unterstützen kann in Sachen Stressmanagement, um mehr Ruhe in den Körper reinzukriegen. Die Entzündungen, die auch vom vom Stress kommen können durch ein abgehetztes Leben. Ich kann mich erinnern, ich biete ein kostenloses Analyse-Gespräch an. Und da hatte ich eine Dame, da haben wir, glaube ich, drei oder vier Wochen nach einem Termin gesucht, weil ihr Terminkalender mit der Familie so voll war, dass wir uns dann irgendwann mal entschieden haben: Okay, ich habe jetzt eine halbe Stunde Zeit, Peter, klappt‘s bei dir? Weil es einfach nicht anders möglich war. Und wenn ein Terminkalender so vollgestopft ist und die Person überhaupt keine Möglichkeit hat, auch Zeit für sich zu nehmen, dann ist das schon sehr bedenklich. Und da sehe ich mich dann auch in der Rolle, da mit unterstützend einzuwirken, zu gucken, wie kann man das anders lösen? Wie kann man das angenehmer für alle lösen, dass eben nicht einer alleine da so einen Stress hat. Was ja für den Körper immer wieder eine Alarmposition ist. Das kann man sich ja so vorstellen wie früher in der Steinzeit, wenn der Säbelzahntiger dann kam oder zu Urzeiten, wenn der Säbelzahntiger gesehen wurde und man wegrennen möchte. Und dieser Stress, der flachte ja dann irgendwann mal ab, weil der Säbelzahntiger nicht mehr mitgelaufen ist, und man kam zur Ruhe. Und wenn man jetzt beispielsweise vier Wochen Termine vollgepackt hat und nicht zur Ruhe kommt, das macht ja auch den Körper, ja, nicht wirklich gesünder, weil der immer in Alarmbereitschaft ist. Und in Alarmbereitschaft finden ja nun nicht alle Funktionen im Körper vernünftig statt. Da gibt‘s keine vernünftige Verdauung. Da sind die Muskeln die ganze Zeit angespannt und man ist ständig in so einer Alarmbereitschaft und da braucht der Körper tatsächlich auch mal Ruhe.

Claudia: Das heißt, wenn ich mir das mal so vorstelle, es gibt eine Verbindung zu meiner eigenen Arbeit. Ich bin ja unter anderem als Coach im Business-Bereich tätig, und das was du gerade beschrieben hast, das mit dem Thema Stress, das erlebe ich natürlich auch. Ich arbeite häufig mit Führungskräften, und dieses Terminfinden oder wieviel Zeit gibt es zwischen den einzelnen Treffen, was dann wieder zu tun hat mit Verfügbarkeit, das kenne ich selbst auch. Und im Coaching ist ja so ein Mittel, dass man das mal so zurückspielt, dass man die Person spiegelt und sagt: Ach, gucken Sie mal, wie interessant. Jetzt haben wir gerade vier Wochen nach einem Termin gesucht, und fünf Minuten vorher sagen sie den wieder ab, weil es ein anderes wichtiges Thema gibt. So das wäre ja so ein erster Schritt. Und Mentoring ist aber, wenn ich mal so die mir geläufige Definition nutze, ja schon auch ein Stück weit so aus der eigenen Erfahrung auch berichten. Eigene Tipps geben: Was hat bei mir gut funktioniert oder was sind Fragen, die man sich stellen muss? Das heißt, du hast schon, ich hab so das Bild im Kopf von jemandem, der sozusagen das Fahrradfahren lernt, und ein Mentor würde so an der Seite mit den Armen halten, damit die Person nicht umfällt. Also ich löse die Probleme nicht selbst als Mentor, aber ich kann, im Englischen würde man sagen, „Guidance“ geben. So ein bisschen Richtlinien und Ideen, wie man das lösen kann.

Peter: Genau.

Claudia: Das ist deine Rolle.

Peter: Richtig.

Claudia: Und was ist für dich die größte Herausforderung in der Rolle?

Peter: Die größte Herausforderung ist es, den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, soweit, an der Seite zu stehen, dass sie die Krankheit Hashimoto nicht mehr als Gegner sehen, sondern als Freund, und dass Sie es annehmen und als Chance sehen. Als Chance auf ein leichteres Leben, als Chance auf ein ein angenehmeres Leben, was sie selbst in der Hand haben.

Claudia: Das finde ich ein total schönes Bild, weil es natürlich auch was mit dem Kampf gegen so eine Erkrankung macht. Also ich kann mir vorstellen, dass wenn man so eine Diagnose bekommt, dann ist ja ein Gedanke, den man hat, vielleicht: Warum ich? Was soll das jetzt? Kann das nicht weggehen, und das ist ja noch mal mehr Stress obendrauf. Wenn ich mich so dagegen wehre, mich dagegen stelle. Und wenn ich die Situation annehme, so wie du das gerade gesagt hast, und gucke, wo liegt da vielleicht auch eine Chance drin? Was kann ich daraus lernen? Dann ist das natürlich eine ganz andere innere Haltung, die mir dann auch hilft, mit der Krankheit besser umzugehen. Ja, schöner Gedanke. Wir kommen schon zur letzten Frage, Peter, superspannendes Thema, superinteressant. Vielen Dank soweit schon mal! Meine letzte Frage ist: Mit wem, lebendig oder auch nicht mehr lebendig, würdest du denn gerne mal – außer deiner Frau – einen Kaffee trinken und über Gott und die Welt quatschen?

Peter: Meine Frau wäre tatsächlich die erste Antwort gewesen. Ja, da fällt mir eigentlich sofort Dirk Kreuter ein, Europas bekanntester Verkaufstrainer.

Claudia: Aha, okay. Und was würdest du mit ihm besprechen?

Peter: Oh, tatsächlich würde ich mit ihm über Gott und die Welt reden wollen. Nicht nur über Verkaufstraining an sich oder über Offline-/Online-Reichweitentraining, sondern über seine Einstellung, weil ich das sehr interessant finde, was er manchmal so erzählt. Abseits der Verkäuferpersönlichkeit. Und das würde mich noch intensiver interessieren. Okay, der Mensch, der Mensch, der noch dahinter steckt.

Claudia: Na dann hoffen wir mal, dass er die Folge hört und er sich vielleicht meldet und sich mit dir auf einen Kaffee verabredet. Ich drück dir die Daumen!

Peter: Ihr könnt gespannt sein. Super.

 

Weitere Infos zum Thema sind zu finden auf Peters Website: https://hashimoto-mentor.de/